Freitag, 18. November 2016

Kann`s nicht lassen


Es ist doch eine feine Sache, zumindest für sich nochmal die außergewöhnlichen Tage zwischen dem Alltagstrott revue passieren zu lassen. Also rein ins (Kurz-)Abenteuer:


SK Slovan Bratislava – Dunajská Streda 3:2 (2:2), Stadion Pasienky, 1469 Zuschauer, 6. August 2016

Am Morgen fuhr ich flugs nach Bratislava, um auf dem eigentlich schön gelegenen, aber hoffnungslos verwahrlosten und zum Hochsicherheitstrakt hochgerüsteten Campingplatz im Osten der Stadt mein neues Einpersonenzelt einzuweihen. Ein kurzer Besuch am Strand des angrenzendes Sees (in dem beim Landeanflug auf den Flughafen übrigens mal ein Flugzeug notwasserte) und der neben dem Stadion gelegenen Mall und schon ging es in das schön alte Stadion.

Nach der obligatorischen Kolbasa in dem vielleicht architektonisch schönsten Stadionimbiss meiner Fußballspielbesucherkarriere habe ich noch kurz mit den reichlich vertretenen deutschen Groundhoppern geschwatzt und einige Fotos gemacht.




Nach der Blamage gegen den lettischen Erstrundenvertreter FK Jelgava in der Europa League boykottierte der heimische Anhang das Spiel seiner Mannschaft. Irgendwie habe ich wohl ein Händchen dafür, immer genau solche Spiele zu erwischen. So fand sich bei herrlichstem Sommerwetter ein bedauernswert kleiner Haufen Zuschauer im Stadion ein, um sich den Kick anzuschauen. Der Gästeblock war dafür - für mich überraschend - gut gefüllt und 90 Minuten in Bewegung. Offensichtlich verstehen sich die Gäste als Einwohner Großungarns, anders sind die ungarischen Gesänge, Fahnen etc. wohl nicht zu erklären.
In der Halbzeit fand ich dann heraus, dass sich hinter dem Heimblock ein weiterer Bierstand befindet, der von den Boykottierern gut frequentiert wurde. Ich wollte nicht auffallen und tat es Ihnen also gleich. Die genauere Betrachtung der zur Schau gestellten Kleidungsstücke (rassenrein) ließ mich dann aber doch schnell wieder im Block verschwinden, um den recht ansehnlichen Kick anzuschauen.



FK Austria – SK Rapid Wien 1:4 (0:1), Ernst-Happel-Stadion, 15270 Zuschauer, 7. August 2016

Die Dusche war in diesem Ambiente (nennen wir es Baracke neben einem verlassenen Restaurant und einem leerstehenden Hotel) schnell erledigt und schon ging es die paar Kilometer zurück nach Wien. Dort war glücklicherweise noch ein Plätzchen auf dem Campingplatz Ost frei. Ich baute am Rand der Zeltwiese unter einem prächtigen Baum auf, was sich als Volltreffer erwies. Ein halbes Pfund Nudeln und zwei Halbe später brach ich per pedes in Richtung Stadion auf, nicht ohne unterwegs noch den ein oder anderen Schatz zu suchen.

Plötzlich war es auch schon kurz vor Spielbeginn und die Schlangen am Eingang ließen mich zweifeln, rechtzeitig zum Intro im Block zu sein. Das war dann glücklicherweise kein Problem und so ließ ich mich 90 Minuten bei 35°C auf meinem sonnigen Platz durchbraten.
Auf den Rängen enttäuschend wenige Zuschauer, dafür aber ansprechende Stimmung. Die Rapidler waren wohl nicht nur wegen des Spielverlaufs lauter als die Heimkurve, die ihrerseits eine schöne Choreo präsentierte. Zwischendrin auf der grün-weißen Ecke immer wieder Böllerschläge, Bengalos und Rauch. Meines Wissens haben alle Anwesenden überlebt. Nach den Toren konnte man die auch zahlenmäßige Überlegenheit der Rapidler auf den bunt gemischten Tribünen nicht überhören und -sehen. So eine Fan“trennung“ wäre bei uns unmöglich, vielleicht liegt´s an der neuen Situation im Nationalstadion spielen zu müssen.


Nach dem Spiel kam dann noch Unruhe auf, als vermummte Hütteldorfer dem Heimbereich von oben enterten und sich wagemutig einer xfach größeren Menge erlebnisorientierter junger Männer entgegenstellte. Die Polizei war schnell vor Ort, um diese wieder rauszuprügeln und anschließend vorm Stadion gefesselt und am Boden liegend als Trophäen der Allgemeinheit zu präsentieren. Nicht nachmachen!
Zurück auf dem Campingplatz traf ich dann auf zwei lustige Drei, bestehend aus einem Schweden mit seiner chinesischen Frau und einem zwielichtigen Augsburger Autolackierer, der sich während seines schon länger andauernden Österreichurlaub den Schmäh schon gut angewöhnt hatte und sich deshalb einen reingoss, weil er mit seiner Familie, die währenddessen im Wohnmobil nächtigte, keine Zeit mehr verbringen wollte. Diese sehr amüsante, viersprachige Runde löste sich erst auf, als der Kiosk endlich mal schließen wollte.
Nach dem Absturz ist vor der Erholung und so fuhr ich nun erstmal nach Hegykö zu meinem geliebten Thermalcampingplatz, um 2 Nächte mal richtig schön abzumatten.
Danach kam mir in einem brutalen Regenguss auf der burgenländischen Autobahn die Idee, doch noch einen Zwischenstop auf dem Weg nach Hause einzulegen. Dieser war mit Passau schnell ausgesucht, wollte ich die Dreiflüssestadt doch schon immer mal anschauen. Auf das unglaublich günstige und trashige Rotel Inn und den Regenguss auf dem Rückweg vom Braustüberl Hacklberg hätte ich im Nachhinein gern verzichtet. Man wird anspruchsvoller im Alter. Da da ziehe ich inzwischen mein Minizelt vor.





SSV Jahn Regensburg – Hallescher FC 2:0 (1:0), Arena, 6823 Zuschauer, 10. August 2016

Die Anreise nach Regensburg betrug nur etwa 100km und so war ich reichlich früh vor Ort, um dem Kreuzberg Papst Benedikts einen Besuch abzustatten. Von dort ab zur Tageskasse, die aufgrund des guten Saisonstarts hoffnungslos überfordert war. Wenige Minuten nach Spielbeginn war ich dann im Block, um das muntere Spiel anzuschauen. Die Stimmung war auf beiden Seiten gut und so ging ein netter Kurzausflug im Namen König Fußballs zu Ende.




Wochen später


FC Twente Enschede – Vitesse Arnhem 2:1 (1:0), De Veste, 22900 Zuschauer, 25. September 2016

Endlich wieder Urlaub. Da war der kleine Umweg in die Niederlande ein gern mitgenommener Bonus. Das Stadion liegt am Arsch der Welt und es stinkt tierisch aus der benachbarten Kläranlage. Für diese Umstände fand sich eine beachtenswerte Menschenmenge ein.
Die Clubcard hatte ich mir schon Wochen vorher im Internet zuschicken lassen, der Kartenkauf war mangels meinen Holländischkenntnisse dann eine ungeplant teure Angelegenheit, was ich mir aber alleine dadurch schön reden konnte, während des Spiels einfach einen Platz nahe der Mittellinie eingenommen zu haben.
Nach recht gutem Start ließ der Gästeblock im Spielverlauf immer mehr nach, um schließlich – bis zum Anschlusstreffer in der Nachspielzeit – vollends zu verstummen. Die Heimkurve, ihres Zeichens als die Lauteste in Königinnenreich bekannt, präsentierte sich da viel sangeswilliger, dem Spielverlauf sei´s gedankt.

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